Martin Feldmann, Geschäftsführer von Baustoff Recycling Thurgau (mit erhobenem Arm) erläutert den nassmechanischen Vorgang. Rechts aussen Nationalrat Manuel Strupler und dritter von rechts Verbands-Präsident Mathias Tschanen.
Verwertung einheimischer Rohstoffe
Weinfelden TG Der diesjährige Tag der Thurgauer Bauwirtschaft legte den Fokus auf die Verwertung, Aufbereitung und Wiederverwendung von mineralischen Bauabfällen. In der in diesem Frühjahr im Osten von Weinfelden eröffneten «Baustoff-City» erhielten die Politiker, Baufachleute und weitere Interessierte einen umfassenden Einblick in den Produktionsablauf. Kurt Morgan, Geschäftsführer beim «Netzwerk Mineralische Baustoffe Schweiz» (NEROS), äusserte sich zur Frage: «Ist die Schweiz wirklich ein rohstoffarmes Land?»
Der Thurgauische Baumeister-Verband mit Präsident Mathias Tschanen an der Spitze, lud seine Mitglieder und weitere interessierte Kreise in die Weinfelder «Baustoffcity» an der Rüteliholzstrasse in Weinfelden ein. Hier werden seit einem halben Jahr mit modernsten Technologien verschmutzte und unverschmutzte Materialien aufbereitet und die wiederverwendbaren Komponenten als hochwertiger Baustoff gewonnen. Diese neue Anlage leistet einen wertvollen Beitrag zur Verwertung von einheimischen Rohstoffen. Für die Baubranche ist dies eine wichtige Komponente und diese sollte auch in Zukunft mehr berücksichtigt werden.
Geschlossene Kreisläufe
«Die eidgenössische Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen fordert, dass mineralische Bauabfälle, wenn möglich sortenrein aufbereitet und wieder verwendet werden», sagte Präsident und Kantonsrat Mathias Tschanen bei der Begrüssung der Gäste, darunter auch Grossratspräsident Peter Bühler und Nationalrat Manuel Strupler. Gemäss Tschanen werden in Weinfelden über eine nass-mechanische Anlage die Aufbereitung der mineralischen Bauabfälle wie Aushub- und Abbruchmaterial wieder zu hochwertigen Baustoffen gefördert und anschliessend wieder direkt in den Kreislauf gebracht. Der Präsident zeigt sich erfreut, dass man sich im Thurgau mit Hochdruck an der Realisierung dieser geschlossenen Kreisläufe befindet. «Durch die Förderung dieses Systems helfen wir als Branche und als einer der grössten Abfallverursacher mit, durch geeignete Verfahren unsere Umwelt und Ressourcen zu schützen», sagt Tschanen. Er zeigte sich überzeugt davon: «Durch die Initiative innovativer Unternehmer bringen wir nämlich die freie Marktwirtschaft unter Konkurrenzbedingungen dazu, sich Gedanken für unsere Nachwelt zu machen.» Gleichzeit warnte er davor, dass mit diesen Massnahmen, insbesondere auch durch Staatshilfen, regulierend in den Markt eingegriffen und vereinzelt versucht werde, die Wertschöpfungskette für den einen oder anderen Produzenten zu begünstigen. Stolz zeigte er sich darüber, dass man mit dem Aufbereitungswerk in Weinfelden einen weiteren Schritt hinsichtlich nachhaltiger Baustoffproduktion im Thurgau vollzogen habe und weitere Werke geplant sind. «Das Miteinander gehört jetzt, aber auch in Zukunft zu einem Gesellschaftswert, den wir wieder vertieft Leben sollten», sagte Tschanen. Für ihn macht das gemeinsame Gestalten, Bauen und Betonieren, aber letztlich auch die Freude am Resultat, den Teamgedanke zum Sonnenschein jeden Tages.
Energieversorgungsgrad von 82 Prozent
Kurt Morgan, Geschäftsführer «Netzwerk Mineralische Rohstoffe Schweiz» NEROS, einem Zusammenschluss von Experten aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und NGO’s vermittelte einen Überblick über die Rohstoffsituation in der Schweiz. Im Rahmen seiner kleinen Reise durch die Herkunft der Baustoffe erinnerte er an die Plattenverschiebung und die Entstehung der Alpen und die Gebirgsbildung. «Durch diese Bewegungen entstanden bei uns Kalkstein im Jurabogen, Molasse im Mittelland und Granit und Schiefer in den Alpen», legte Morgan dar. Nach den vier Eiszeiten füllten sich die Täler mit Kies und anderem Ablagerungsmaterial. Die Entstehung von Salz, Gips, Hartstein, Zement- und Ziegeleirohstoffe sind das Ergebnis. Gesamtschweizerisch beträgt der Bedarf an Mineralien und Mineralienprodukten 52 Prozent. «Der Eigenversorgungsgrad beträgt 82 Prozent», stellte Morgan fest. Für Überraschung sorgte seine Feststellung, dass in der Schweiz pro Person neun Tonnen mineralische Rohstoffe gebraucht werden. Sein Fazit: «Die Schweiz besitzt viele, hochwertige Rohstoffe, mehr als die Hälfte davon sind mineralischer Art. Die Schweiz produziert über 80 Prozent davon im eigenen Land, doch dieser hohe Selbstversorgungsgrad ist gefährdet.» Deshalb die klare Forderung von NEROS: «Es braucht eine langfristige Vision hinsichtlich der Versorgung der Schweiz.»
Abschliessend bot sich den Teilnehmenden die Möglichkeit, die Baustoffproduktion auf dem Areal der KIBAG und der Baustoff Recycling Thurgau an den verschiedenen Orten des Geländes mitzuverfolgen.
Bericht und Berichtbild: Werner Lenzin
Weitere Bilder: Thurg. Baumeister-Verband