Thurgauer Strassenbelag wird recycliert
Mörschwil SG Der diesjährige Tag der Thurgauer Bauwirtschaft beleuchtete die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. In der MOAG Baustoffe Holding AG in Mörschwil erhielten die 70 Vertreter aus Politik und Bau im Werk Meggenhaus einen umfassenden Einblick, wie Auftraggeber, Planer und Unternehmer alles daransetzen müssen, die Abfallberge aus dem Bauwesen aufzubereiten und wieder zu verwerten.
Mit einer Schelte an die Adresse der Thurgauer Regierung eröffnete Mathias Tschanen, Präsident Thurgauischer Baumeister-Verband, den diesjährigen Tag der Bauwirtschaft in Mörschwil: «Das Wetter zeigt sich heute von der schlechten Seite, weil die Baumeister- und Holzbauarbeiten für das neue Regierungsgebäude ausserkantonal vergeben worden sind.» Mit Blick auf das Thema der diesjährigen Tagung, nämlich die Kreislaufwirtschaft, informierte der Präsident darüber, dass der bestehende Gebäudepark der Schweiz aus 3.2 Milliarden Tonnen verbautem Baumaterial besteht und somit die grösste inländische Ressource umfasst. «Die Kreislaufwirtschaft ist eines der Hauptthemen der Bauwirtschaft und es ist das Ziel, den Ressourcenbedarf zu senken und sich damit dem Klimaziel zu nähern», hob Tschanen hervor. Die MOAG Baustoffe Holding AG bezeichnete er als ein Unternehmen, das die Kreislaufwirtschaft im Bereich Asphalt fast perfekt umsetzt.
Recyclingquote zwischen 70 und 80 Prozent.
Geschäftsführer Markus Blum wies darauf hin, dass die MOAG Baustoffe Holding AG neben Mörschwil auch Produktionsanlagen in Uzwil, im thurgauischen Weiningen, in Uznach und in Sennwald betreibt. «Die ganze Gruppe produziert heute 600 000 Tonnen Mischgut und verwendet werden rund 300 000 Tonnen Ausbauasphalt als Recyclingmaterial», so der Geschäftsführer. Mit der Kreislaufwirtschaft beschäftigt sich das Unternehmen bereits seit über 15 Jahren und die alten Strassenbeläge gelangen auf die Mischgutanlage. Die Forderungen des Bundesamtes für Umwelt lauten: Keine Deponie mehr von Ausbauasphalt und kein schwarzes Recyclingmaterial in Kiesmaterialien versorgen. Blum warnte davor, die wertvollen Rohstoffe des Ausbauasphalts wie Erstklassesplit und Bitumen nach Holland zu verfrachten, um ihn dort zu einem hohen Preis vom 140 Franken pro Tonne zu verbrennen. Das Mörschwiler Unternehmen hat für den Bau der Brech- und Siebanlage und die Modernisierung der Mischgutanlage in den vergangenen zwei Jahren beinahe 13 Millionen Franken in die Kreislaufwirtschaft investiert, um die mechanische Verarbeitung und die Kreislaufwirtschaft zu realisieren. Das Ziel in Mörschwil ist eine Recyclingquote zwischen 70 und 80 Prozent.
Bewilligungsverfahren vereinfachen
Christian Trachsel, Vizepräsident des Thurgauischen Baumeister-Verband, machte sich Gedanken zur Kreislaufwirtschaft aus der Sicht eines thurgauischen Strassenbauers. Er stellte fest, dass im Bauwesen heute mehrere Normen und Merkblätter nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprechen und keine effiziente Nutzung der Ressourcen, wie beispielsweise die Verwendung von erneuerbaren oder wiederverwertbaren Materialien erlauben. Gemäss Trachsel entstehen im Thurgau gemäss Abfallstatistik jährlich 60 000 Tonnen Ausbauasphalt. «Es ist ein zentraler Auftrag aus dem Umweltschutzgesetz, Abfälle so weit wie möglich zu vermeiden und zu verwerten, doch wird es immer anspruchsvoller, das anfallende Material wieder in die Strasse zurückzubringen», erklärte Trachsel. Er stellte fest, dass der Kanton, in der vom Grossen Rat noch nicht verabschiedeten Klimastrategie, den Einsatz von mehr Kreislaufprodukten fordert, aber insbesondere beim Asphalt hierfür noch Nachholbedarf besteht. Seine Forderung an die Entscheidungsträger von Kanton, Gemeinden und private Investoren lautet: «Der Einbau soll mit Belägen mit möglichst hohem Recyclinganteil, zumal sie hinsichtlich Qualität und Tragfähigkeit mit Asphaltmaterial aus Primärmaterial gleichwertig sind, erfolgen.» Eine weitere Forderung Trachsels geht an die Adresse der Planer: «Schreiben sie Recyclingbaustoffe aus und berücksichtigen sie den ganzen Kreislauf.» Auch im Bereich Beton fällt durch den vermehrten Rückbau von Altliegenschaften immer mehr Rückbaumaterial an und der Mischabbruch ist – so Trachsel – nicht ganz einfach bezüglich Wiederverwertung. Für ihn besteht auch beim Kiesabbau Handlungsbedarf. «Obwohl in der gesteinsreichen Schweiz genügend Vorkommen bestehen, werden rund 20 Prozent der benötigten Rohstoffmenge importiert», stellte er fest. Für ihn muss der Anteil an lokal gewonnenem Rohmaterial erhöht werden und um dies zu erreichen, forderte er alle Beteiligten auf, insbesondere die Bewilligungsverfahren zu vereinfachen und abzukürzen. Der Thurgauische Baumeister-Verband fordert, dass der Kanton generell die Bewilligung neuer Deponiestandorte tatkräftig unterstützt. Trachsel plädierte dafür, möglichst viel Altmaterial wiederzuverwenden, denn alles, was in der Nähe verarbeitet werden kann, erspart weite und Energie verbrauchende Transporte. Während des anschliessenden Rundgangs erhielten die Gäste einen Einblick in die gesamte Anlage und deren wichtige Aufgabe.
Bericht und Berichtbild: Werner Lenzin
Weitere Bilder: Thurg. Baumeister-Verband