Terminlich und technisch gefordert

Frauenfeld Der diesjährige Tag der Thurgauer Bauwirtschaft erfolgte in Kooperation mit einem Kundenanlass der beiden Unternehmen «bhateam ingenieure ag» und «geotopo ag». Der Fokus richtete sich auf die erneuerbare Energie im Zusammenhang mit dem Bau des Biomassekraftwerks in Frauenfeld.

Im Westen von Frauenfeld erstellen zurzeit die Energie 360° und die Schweizer Zucker AG gemeinsam ein Holzheizkraftwerk, welches Biomasse in Form von Restholz mittels Pyrolyse in biologische Holzkohle umwandelt. Mit dem dabei entstehenden Gas wird Ökostrom erzeugt. Im kommenden Jahr soll das Kraftwerk in Betrieb genommen werden und in Zukunft bis zu 8 000 Haushalte mit Elektrizität versorgen und die Wärme in den Fernwärmering Frauenfeld West einspeisen. Die 200 Besucher zeigten sich am Tag der Thurgauer Bauwirtschaft, kombiniert mit einem Kundeanlass, beeindruckt von den Herausforderungen, welche das interdisziplinäre Projekt an die Planungsfachleute und an die ausführenden Unternehmungen terminlich als auch in technischer Hinsicht stellte.

Leuchtturm für den Kanton

«Nur wer Veränderungen akzeptiert kann auch wachsen», sagte Mathias Tschanen. Präsident des Thurgauischen Baumeister-Verband zur Begrüssung der Anwesenden. Für Rolf Hugentobler, Verwaltungsratspräsident der «geotopo ag», zeichnet das Gemeinsame und die partnerschaftliche Zusammenarbeit dieses Projekt aus. «Dieses zeigt eindrücklich auf, wohin das Bauen der Zukunft gehen könnte», sagte Hugentobler. Als Vertreter der Schweizer Zucker AG in Frauenfeld wandte sich Werkleiter Joachim Pfauntsch an die Zuhörerinnen und Zuhörer. Er zeigte sich zuversichtlich, dass mit der Inbetriebnahme des Biomassekraftwerks, gegenüber des Areals der Zuckerfabrik, anfangs 2022 gerechnet werden kann. «Wir sind gewillt mit dem Eintritt in den Energieverband unsere Geschäfts-tätigkeit zu erweitern und unser Zielt ist auch die CO2-Neutralität», erklärte Pfauntsch und bezeichnete die neue Anlage als Leuchtturm für den Kanton Thurgau.

Nützliche Produkte für die Landwirtschaft

Stefan Ellenbroek gab darüber Auskunft, dass regionales Restholz als Energiequelle verwendet wird. Das angelieferte Hackholz wird unter der Zufuhr von Luft auf 500 Grad Celsius aufgeheizt. Dabei werden die organischen Verbindungen innerhalb der Holzmolekühle aufgespaltet und so wird aus dem Restholz Biokohle. Aus dieser wird im Schwebebett-Reaktor das Holzgas gewonnen. Die heissen Kohlepartikel schweben im Reaktor und geben das wertvolle Holzgas nach oben ab. In der Filteranlage wird das entstandene Gas von den letzten Feststoffen befreit und anschliessend gekühlt. Die ausgefilterten Feststoffe sind wertvolle Rohstoffe. Aus dieser Biokohle entstehen nützliche Produkte für die Landwirtschaft und das darin gebundene CO2 wird nicht mehr an die Atmosphäre abgegeben. Mit dem an grosse Gasmotoren weitergeleiteten Gas kann Strom und Abwärme produziert werden. Das Holzkraftwerk wirkt klimapositiv und der CO2-Ausstoss in die Atmosphäre wird reduziert und gleichzeitig gelingt es, erneuerbare Energie in Form von Strom und Wärme zu gewinnen. Ellenbroek nannte als Grundlage des Projekts das Vertrauen, auf welchem vier Faktoren aufgebaut wurden: «Begeisterung», «Verhandeln auf Augenhöhe», «Wer es am besten kann – der machts» und «Kommunikation».

Entwicklung und Planung

Lia Meier und Edi Schmid vom bhateam, beleuchteten die Entwicklung und Planung dieses nicht alltäglichen Projekts und unterstrichen: «Wir sorgen als Partnerin dafür, dass Ökologie, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Die Herausforderungen an das ausführende Unternehmen, die Tschanen AG aus Müllheim, beleuchtete deren Geschäftsführer und Inhaber Christoph Tschanen. Als wesentliche Herausforderungen nannte er die Zeit und die Kosten. «Der Erfolg des Projektes basierte auf der Abstimmung unter den beteiligten Partnern und der Team-Gedanke spielte in allen Bereichen», hob Tschanen hervor. Während des anschliessenden Rundgangs erhielten die Gäste einen Einblick in die Anlage und deren wichtige Aufgabe.

Bericht und Berichtbild: Werner Lenzin
Weitere Bilder: Thurg. Baumeister-Verband

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