Wohnen in der weltweit ersten Walzmühle

Frauenfeld Am Tag der Thurgauer Bauwirtschaft vom Donnerstag 30.08.2018 informierten sich 85 Politiker, Architekten, Ingenieure und Baumeister über den Umbau des Walzmühleareals.

«Der Thurgauische Baumeisterverband möchte mit diesem Tag anhand eines 1:1- Beispiels, die Bauwelt aber auch unsere Chancen und Sorgen etwas näher bringen», begrüsste Kantonsrat und Präsident Mathias Tschanen die zahlreichen Gäste. Aktuell höre man nur wieder von sehr harten Fronten mit den Sozialpartnern, sagte der Präsident und hob hervor: «Es ist uns ein Anliegen, dass wir an solchen anspruchsvollen Objekten unser Handwerk, unsere Freude aber auch unsere Bedenken allen  Bauinteressierten weitgeben können». Den Tag bezeichnete er als Vernetzungsanlass zwischen Planer, Bauherr und Unternehmer und letztlich auch des Dienstleisters, nämlich die Bewilligungsbehörde. «Letztere dürfen nicht zum Verhinderer und zum Kostentreiber werden», ermahnte Tschanen.

Von der Walzmühle zur Schnupftabakfabrik

Birgit Seidenfuss, Mitarbeiterin beim Amt für Denkmalpflege, beleuchtete die spannende und vielseitige Geschichte der Walzmühle. Diese nahm ihren Anfang am 10. August 1831, als Joseph Anton von Müller nach Frauenfeld kam und ein neues Mahlsystem propagierte, nämlich anstatt mit Steinen, mit Walzen zu mahlen. In der Person von Politiker Johann Conrad Freyenmuth fand er einen für technischen und wirtschaftlichen Fortschritt offenen und potenten Geldgeber. Drei Monate später wurde die erste Aktiengesellschaft im Thurgau und eine der ersten in der Schweiz gegründet. Nach bewegten Jahren mit Hochs und Tiefs wurde laut Seidenfuss der Walzmühlebetrieb 1872 still gelegt und fünf Jahre später wurde sie zu einer Schnupftabakfabrik. «Als das Schnupfen aus der Mode kam, stellte der Betrieb 1904 den Betrieb ein, und eine neue prächtige Blüte des Areals begann mit dem Einzug des Aluminiumfachmanns Ferdinand Sigg», sagte Seidenfuss. Mit der Übersiedelung der Sigg AG nach Südwesten fand 1955 nach 150 Jahren die rein industrielle Nutzung der Gebäude ihr Ende. Gemäss Thorsten Eberle von der Bauherrschaft dauerte es 16 Jahre bis zum Baubeginn. Dieses Jahr sollen acht exklusive Loft-Häuser, zehn Loft-Wohnungen, Büro- und Gewerbeflächen entstehen, nächstes Jahr in einer zweiten Etappe 21 Wohnungen.

Europaweite Seltenheit

Laut Birgit Seidenfuss stammt das fünfgeschossige Mühlengebäude wohl aus Amerika und die Walzmühle aus Frauenfeld bezeichnet sie als eine der frühesten mehrstöckigen Mühlen Europas. Während des Rundgangs konnten sich die Teilnehmer davon überzeugen wie wichtig es ist, vor allem bei einem so hochkomplexen Objekt,  in einem Kreis mitarbeiten zu können. Es braucht alle: den Investor für seine Ideen und die Befriedigung der finanziellen Ansprüche, den Unternehmer, den Planer für die Verwirklichung der Bauträume in Zusammenarbeit mit den Handwerkern, Ideen und praktische Lösungen sind gefragt. Und zum Gelingen gehört ein Dienstleister, der sich ins Zeug legt und hilft, die Wünsche zu erfüllen, den Weitblick in die Zukunft hat, aber sich auch bewusst ist, dass jede Regulierung unnötig Geld und manchmal auch Nerven kostet, welche die Investoren Planer und Handwerker viel lieber für neue Ideen brauchen.

Abschluss des gelungenen Anlasses bildete die anschliessende Netzwerkpflege in entspannter Runde bei Wurst und Brot.

Bericht: Werner Lenzin / Bilder: Werner Lenzin

Einladung

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