Stellenwert des Wohnens gestiegen
Sulgen Nach einem Jahr Unterbruch konnte Mathias Tschanen, Präsident des Thurgauischen Baumeister-Verbands, am Freitag, 5. November 2021 wieder zur Herbstversammlung begrüssen.
«Im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet der Kanton ein Plus an Baugesuchen von ca. 30 %», berichtet Mathias Tschanen den 27 Mitgliedern und 20 Gästen im Ausbildungszentrum in Sulgen. Die Corona-Krise habe einiges dazu beigetragen, dass der Stellenwert des Wohnens und die Platzbedürfnisse massiv erhöht wurde. Zudem sank der Leerwohnungsbestand im Kanton Thurgau von 2,48 % auf 2,21 % im Jahr 2021, wo hingegen die Bevölkerung um 1,09 % gestiegen ist, gegenüber 0,5 % im Jahr 2020.
Bauwirtschaft im Thurgau
Die ersten drei Quartale waren von Seiten der Auslastung allgemein sehr gut. «Die Bauwirtschaft zeigt sich aktiv. Nebst grösseren Hochbauprojekten wie das Kantonsspital St. Gallen, das Kantonsspital Frauenfeld, der Waffenplatz Frauenfeld, die Olma-Messen St. Gallen etc. zeigt sich auch der Wohnungsbau im Thurgau auf hohem Niveau», so Mathias Tschanen. Die Hauptproblematik liege bei den grossen unvorhersehbaren Teuerungen auf Baustahl, Dämmungen, Holzprodukten, Treibstoffen sowie vielfach auch die Verfügbarkeit des Baumaterials auf einen bestimmten Termin hin. Ob begründet oder unbegründet – praktisch jeder Lieferant profitiere von neuen höheren Verkaufspreisen. Die Baubranche ist enorm gefordert. Auch in Sachen Arbeitssicherheit sind die Baumeister gefordert. Zunehmend würden Auflagen und Vorschriften die tägliche Arbeit behindern.
Arbeitsplätze sichern
Hannes Schiesser, Mitglied des Zentralsvorstands des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV), informierte über die Lohnverhandlungen mit der Gewerkschaft. Aufgrund der schwierigen Konjunkturaussichten nach Corona und der angespannten Wirtschaftslage im Baubereich sei oberstes Ziel, die Arbeitsplätze für das Jahr 2022 zu sichern, der SBV plädiert deshalb für eine Nullrunde.
Masterplan Berufsbildung
In der Baubranche gingen zuletzt die Lehrlingszahlen von 1200 auf 700 zurück. Die Ausbildungsvorgaben werden zurzeit überarbeitet und sehen ein bedarfsgerechtes, flexibles sowie nachhaltig finanziertes Berufsbildungssystem vor. Ziel ist es, genügend und gut qualifizierte Berufsleute auszubilden. Ab Sommer 2025 dürfte nach dem revidiertem Reglement ausgebildet werden.
Anbau Lehrhalle «Futura Plus» wird möglich
Im Ausbildungszentrum in Sulgen werden nicht nur Maurer ausgebildet. Auch Maler und Gärtner erlernen hier das Handwerk. In den letzten Jahren wurden ein Neubau/Ausbau für die Ostschweizer Malereifachschule sowie ein Umbau für die ÜK Gärtner Ostschweiz auf dem Areal des Ausbildungszentrums realisiert. Geschäftsführer Romeo Maasl stellte nun an der Versammlung das Projekt «Futura Plus» vor. Dank der Vereinheitlichung der Parzelle in die WA3-Zone (Wohn- und Arbeitszone) würde nun bei Bedarf ein dreigeschossiger Anbau der Lehrhalle möglich. Zudem wird auf der Parzelle südlich der Lehrhalle der «Berufsbildungscampus Ostschweiz» geplant. Mehrere Berufsverbände haben dazu eine Stiftung gegründet und planen den Baustart auf ca. 2025. Romeo Maasl: «Mit dem Berufsbildungscampus ergeben sich für uns Synergien und es stärkt unser Ausbildungszentrum. Hier in Sulgen sind wir für alle sehr zentral gelegen und gut erschlossen.»
Gewerbeausstellung
Vom Freitag, 29. April bis Sonntag, 1. Mai 2022 findet die Gewerbeausstellung GEWEA Sulgen statt. Dabei werden die drei Berufe Maurer, Maler und Gärtner in den eigenen Ausbildungsplätzen präsentiert und beworben.
Referat „Baustoffrecycling heute und in Zukunft“
Im Anschluss an die Herbstversammlung referierte Kurt Morgan, Geschäftsführer von Netzwerk mineralische Rohstoffe Schweiz, über die Bedeutung von Baustoffrecycling und deren Verwertungsmöglichkeiten.
Bericht und Porträtbilder: Salome Preiswerk Guhl
Weitere Bilder: Thurg. Baumeister-Verband