Bild: An der Herbstversammlung (v.l.): Professor Thomas Rohner, Präsident Mathias Tschanen und Geschäftsführer Romeo Maasl.
Aggressive Anbieter schädigen den Ruf der Baumeister
Präsident Mathias Tschanen appellierte an der Herbstversammlung des Thurgauischen Baumeisterverband für eine Ethik auf der Baustelle und zeigte sich beängstigt von den Einsprachen zu Arbeitsvergaben in der Region.
Sulgen. «Unsere Helden meistern das Leben auf der Baustelle Tag für Tag», begrüsste Mathias Tschanen seine 27 Berufskollegen und die Gäste in der Lehrhalle Sulgen und blickt dabei auf die neue Kampagne für die Bauberufe. Erfreut zeigt er sich darüber, dass unser Maurer in Abu Dhabi an den World Skills mit dem Diplom und dem fünften Rang im Handgepäck nach Hause gereist ist. Hinsichtlich der allgemeinen Marktlage blickt Tschanen auf ein solides Halbjahr 2017 und stellt fest: «Der Tiefbau befindet sich auf einem stabilen Niveau, während die Umsätze im Hochbau mittelfristig sinken werden». Sorgen bereitet ihm die Tatsache, dass sich der hohe Margendruck in Form einer aggressiven Stimmung auf dem Markt auswirkt und viele öffentliche Bauten durch Einsprachen mehrheitlich ausserkantonaler Anbieter blockiert wird.
Arbeitsplätze in der Region
Besorgt zeigt sich der Präsident auch über die Einsprachen zu Arbeitsvergaben in der Region: «Es kann doch nicht sein, dass viele öffentliche Bauten durch langwierige Prozesse verhindert und gebremst werden und wir mit solchen Machenschaften für unsere Branche keine Werbung machen ». Laut Tschanen stimmen die Stimmbürger den Krediten in der Annahme zu, dass die Arbeitsplätze in der Region bleiben und deshalb bezeichnet er es als störend, wenn fremde und ausserkantonale Anbieter von Bauunternehmungen den Ruf der Branche ins Negative fallen lassen. Weiter teilt der Präsident mit, dass der Landesmantelvertrag seine Gültigkeit bis Ende 2018 hat. Er geht davon aus, dass die Forderungen der Gewerkschaften zu Aktionen auf den Baustellen führen werden und gemäss seiner Meinung sollten die Verhandlungsdelegationen eine klare Linie fahren und eine Nullrunde anstreben, respektive die Entscheidung über Lohnerhöhungen jedem Betrieb in Eigenverantwortung und Freiwilligkeit überlassen.
Sprachliche und berufliche Integration
Geschäftsführer Romeo Maasl informiert über das umfassende Kursprogramm des kommenden Jahres und weist hin auf die neue Webseite: www.bvtg.ch. Die Baueingabe für den An- und Ausbau der Lehrhalle Sulgen ist erfolgt, doch führt der Einbruch von 40 Prozent bei den Lehrlingszahlen der Ostschweizer Malerfachschule dazu, dass das Bauvorhaben vorderhand einen Aufschub erleidet und die Baueingabe bis höchstens 2020 verlängert werden kann. Prorektor Jürg Hofer vom Gewerblichen Bildungszentrum Weinfelden erläuterte die Möglichkeiten der sprachlichen und beruflichen Erstintegration vorläufig aufgenommener Flüchtlinge. «Wir müssen diese Leute in der Praxis integrieren, denn Integration über die Arbeit ist das wirksamste Mittel», fordert Hofer. Er appelliert dafür, dass willige Flüchtlinge möglichst schnell weiterkommen und allenfalls als EBA-Lernende platziert werden. «Wenn sie bereit sind, neue Wege zu gehen und das berufliche Potential von Personen aus einem andern Kulturkreis zu fördern, dann erweitern sie die sprachliche und kulturelle Vielfalt in ihrem Betrieb», versicherte Hofer den Baumeistern.
Digitalisierung im Bauwesen
Building Information Modeling (BIM) ist laut Professor Thomas Rohner von der Fachhochschule Bern keine Software, sondern ein Methode, um Mehrwerte zu gewinnen. Dazu gehört unter anderem die Planungssicherheit durch Koordinationsmodelle mit einer Kontroll-Methode, die Verknüpfung von Geometriemodellen mit Zeit und Prozessen und die Effizienzsteigerung und Fehlervermeidung. Ein weiterer Mehrwert ist ein Datenmodell für die Erstellung, den Unterhalt, Umbau und Rückbau sowie die Archivierung. Für Rohner basiert die Bauweise der Zukunft auf Vernetzung, Lebenszyklen, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit.
Bericht: Werner Lenzin / Bilder: Werner Lenzin