Ehrung und Verabschiedung nach 33 Jahren von zwei langjährigen QV-Experten (v.l.): Präsident Mathias Tschanen, Konrad Haltiner, Münchwilen, und Karl Steinmann, Amlikon-Bissegg.
Baumeister-Präsident will einfachere Prozesse
Fischingen. «Wir waren im vergangenen Jahr von der fragilen sicherheitspolitischen Weltlage nicht betroffen und durften eine rege Bautätigkeit mit guter Auslastung verzeichnen», sagt Mathias Tschanen, Präsident Thurgauischer Baumeister-Verband, bei der Begrüssung der 50 Stimmberechtigten und Gäste am Freitagabend in der Bibliothek des Klosters Fischingen. Allerdings hätten die steigenden Finanzierungkosten Auswirkungen auf die Bauprojekte, stellt Tschanen fest. Er rügt: «Erschwerend kommt im Thurgau dazu, dass sich bei grossen Projekten der öffentlichen Hand oftmals Generalunternehmer anderer Kantone durchsetzen» Im Zentrum stehe dabei nicht die Qualität oder die Leistungskapazität, sondern der Umstand, dass die Ausschreibungen auf ein Nachtragsreglement und insbesondere auf den Preis ausgelegt werden. Tschanen wagt zu bezweifeln: «Ob dieses Verhalten auf den Nachhaltigkeitskriterien und vor allem auch für den politischen Austausch förderlich ist.» Entsprechend hoch sind die Hoffnungen auf die neue Vergabeweise des Tiefbauamtes, welche noch weniger kompliziert sein dürften.
Leichter Anstieg der Lehrverhältnisse
Sorge bereitet dem Präsidenten auch der durch demografische Veränderungen und den wachsenden Bedarf an Nachwuchs bedingte, zunehmende Fachkräftemangel. Freude dagegen zeigt er darüber, dass der technologische Fortschritt, wie der Einsatz von KI und digitalen Bauprozessen, zur Attraktivität der Berufsbilder beitragen. «Mit einem leichten Anstieg der Lehrverhältnisse sind wir zuversichtlich und auf dem richtigen Weg» erklärt Tschanen und blickt in die Zukunft: «Die Thurgauer Bauwirtschaft wird auch in Zukunft ein starker Pfeiler der Thurgauer Volkswirtschaft bleiben.» Ferner informiert der Präsident über die Überführung des Hinweisinventars der Denkmalpflege ins Inventar der erhaltenswerten und geschützten Objekte (IDEGO). Gemäss Tschanen sollte man, statt ältere Gebäude zu sinnlos zu erhalten, gezielt die Schätze des Kantons schützen. Auch hier ist eine einfachere Gangart wünschenswert.
Einstimmig für Revision der Ortsgruppen
Einstimmig genehmigen die Mitglieder den von Präsident Mathias Tschanen vorgelegten Jahresbericht 2024 und die von Kassier Richard Hungerbühler verfasste und von Geschäftsführer Gian Nauli präsentierte Jahresrechnung 2024, welche mit einem Gewinn Franken abschliesst. Ohne Gegenstimme passieren auch die beiden Anträge des Vorstands, nämlich das Projekt zur Revision der Ortsgruppen weiter zu verfolgen, sowie ein Investitionsbetrag für ein neues Gebäude für die überbetrieblichen Kurse neben der Lehrhalle Sulgen.
Klimaneutraler Zement als Ziel
«Beton ist mit rund 90 Prozent der am meisten verwendete Baustoff der Schweiz», erklärt Lukas Hetzel von der «cemsuisse». Die Tatsache, dass rund 5.5 Prozent der CO2-Emissionen auf das Konto der Zementindustrie geht, aber auch ein Prozent des gesamten Stromverbrauchs und viele Brennstoffe, in der Schweiz rund 70 Prozent durch alternative Brennstoffe, zwingt zu einem Umdenken. Dieses beinhaltet ein klimaneutraler Zement als Ziel. «Bis spätestens 2050 wird in der Schweiz klimaneutraler Zement produziert», stellt Hetzel in Aussicht. Seit 1990 hat die Zementindustrie ihre CO2-Emissonen um 40 Prozent reduziert und weitere Reduktionen bei Brennstoffen, Transport und Elektrizität sind gemäss Hetzel möglich. Für ihn sind CO2-Emissionen aus dem Rohmaterial eine grosse Herausforderung und sagt: «Dafür braucht es neue Technologien».
Mit Blick auf den Landesmantel-Vertrag fordert Michael Kehrli, Leiter Rechtsdienst beim Schweizerischen Baumeisterverband (SBV): «Wir wollen eine Sozialpartnerschaft gemäss den Bedürfnissen der Baumeister und ihren Mitarbeitenden.» Weitere Bestrebungen des SBV beinhalten moderne Arbeitszeitmodelle im Bauhauptgewerbe und der Start einer modernen Maurerlehre ab dem Sommer 2025.
Bericht & Berichts-Bild: Werner Lenzin / Weitere Bilder: Thurg. Baumeister-Verband